
Foto von Kristina Varaksina
ÜBER LENA WOLF
Lena Wolf wurde in Lettland als Tochter ethnisch deutscher Eltern aus der Sowjetunion geboren und wuchs in Kasachstan auf.
Heute lebt sie in London und bezeichnet sich selbst als Deutsche aus Kasachstan – oder als KazakhGerman. Ihre erste Graphic Novel Möge die Welt dein Zuhause sein! ist eine tief persönliche Hommage an ihre Vorfahren und gibt den lange verschwiegenen Geschichten der Deutschen aus dem Russischen Reich und der Sowjetunion eine Stimme.
Die Stadt Aktjubinsk (heute Aqtöbe) im Nordwesten Kasachstans – mit ihren weiten Steppen, Frühlings-Tulpen und feinem Winterschnee – war Lenas erste echte Heimat. Sie trägt zugleich die Wärme der Kindheit und den Schatten des Exils: 1941 wurden ihre Eltern und Großmütter von Stalin aus deutschen Dörfern in der Ukraine (Region Saporischschja) nach Kasachstan deportiert. Ihre Familien hatten zuvor über 170 Jahre lang in der Ukraine und im Süden Russlands (Don-Gebiet) gelebt. Als die Deportation dauerhaft erklärt wurde, wurde Kasachstan zu einem Ort des Verlusts – und zugleich der Zugehörigkeit.
Fast ein halbes Jahrhundert später, als Lena Teenager war, durfte ihre Familie schließlich im Zuge von Gorbatschows Reformen nach Deutschland ausreisen. Doch im Land ihrer Ahnen entdeckte sie eine unerwartete Wahrheit: Zugehörigkeit ist nichts, das man erbt. Umgeben von Menschen, deren Sprache sie sprach, deren Welt ihr jedoch fremd blieb, erkannte sie, dass sie selbst dort nicht wirklich dazugehört, wo sie es sich am meisten erhofft hatte. Mit der Zeit baute sie sich ein neues Leben auf – und die Stadt Offenbach am Main wurde allmählich zu ihrem Zuhause.
Lena machte ihr Abitur in Offenbach und studierte anschließend an der Goethe-Universität Frankfurt, bevor sie nach Neuseeland zog. Dort schloss sie an der Victoria University of Wellington zwei Studiengänge ab (B.A. und M.M.S.). In dieser Zeit begann sie, über Erinnerung, Migration und Identität zu schreiben – und zum ersten Mal fühlte sie sich wirklich gehört.
